Mehrsprachigkeit

Als waschechte Belgierin spricht Rose-Marie François französich, niederländisch und deutsch. Aber nicht nur. Sie war nie einsprachig. Ihre französische/pirkardische Diglossie wurde früh dadurch verstärkt, dass die Mutter ihr verbot „Dialekt“ zu sprechen. Ihre Neugier bezüglich der Fremdsprachen wird in den letzten Jahren der Grundschule deutlich, als sie einige Stunden Flämisch erhielt. Auf dem Gymnasium lernt sie Latein und Niederländisch, danach Englisch, Griechisch, Deutsch und als Autodidakt Italienisch und Spanisch. Germanistin nach der alten Schule (Vorlesungen und Prüfungen in vier Sprachen (Französisch, Niederländisch, Englisch und Deutsch)) an der Universität Lüttich, wo sie nach dem Studium Assistentin ist, wechselt sie in den Schuldienst bis 1995 aus Ideal. In den Jahren 1959 bis 1960 nutzt sie die Bekanntschaft von ungarischen Exilanten deren Sprache kennen zu lernen und auch ihnen Französisch beizubringen. In den 60iger Jahren studiert sie schwedische Sprache und Literatur an der Lütticher Universität und erhält Anfang der 80iger Jahre ein Zertifikat für Russisch an der Abendschule der Stadt Lüttich. Sie lernt verschiedene Sprachlehrmethoden, auch Französisch für Ausländer, die Methode von St. Cloud und Zagreb, die sie in Schweden 1969-70 mit Schülern von 6 bis 70 Jahren praktiziert. Von 1975 bis 1995 lebt sie täglich in drei Sprachen, zu Hause mit der Familie Deutsch und unterrichtete Niederländisch in französischsprachiger Umgebung. Im 60zigsten Lebensjahr nimmt sie die Herausforderung an, die baltische Sprache Lettisch zu lernen.

Gleichberechtigung von Frauen und Männern

Ab 1971 Mitglied der Lütticher Frauenbewegung, die Arbeits- und Diskussionsgruppen bildet und für den freien Verkauf von Verhütungsmitteln und die Streichung des Abtreibungsparagraphen aus dem Strafrecht kämpft. Sie nimmt an verschiedenen Frauentreffen in Belgien, Holland und Frankreich teil. Als Delegierte wird sie mit Jeanne Vercheval und Marie Denis von Simone de Beauvoir in Paris empfangen, um den großen Frauenkongress vom 11.11.72 in Brüssel zu planen. Mitarbeit am kleinen roten Frauenbuch: Kritik der Geschlechterrollen in Schulbüchern. Rose-Marie François ist Mitglied des FERULg (Femmes Etudes Recherche Université de Liège)

Lettland

« Sind Sie von lettischer Abstammung? » « Sie übersetzen lettische Gedichte… Haben sie die Sprache gelernt? » « Sie fahren oft nach Lettland, woher diese Begeisterung? »

Die Antwort steht in meinen Büchern : Répéter sa mort, Passé la Haine et d’autres fleuves, De source lointaine, Prince de Courlande, De sel et de feu… Seit dem Jahre 1984 schreibe ich, ohne es recht zu verstehen und seit dem Jahre 1987 etwas genauer aber mir doch weiter unverständliche Texte über « ein Land, dessen Name von der Karte verschwunden ist, und der bald wieder auftaucht. » « Courlande » heißt es: nichts als ein Name. « Courlande, welcher Mund – unter der Zunge schmelzen altmodische Sätze – welches Gedächtnis hat in meins dieses Wort gelegt als den richtigeren Namen des Heimwehs? » War « Courlande » wirklich nur ein legendärer Name wie Atlantis oder Arkadien? Als der historische Atlas mir Kurland zeigte, hatte ich schon angefangen über die Gegend im Baltikum zu schreiben. « Normalerweise, sagt Christine Pagnoulle, schreiben Autoren über Länder, die sie vorher besucht haben. Du dagegen schreibst über eine Gegend, dann begibst du dich auf die Suche nach ihr. »

Ende 1989 wird das Manuskript von Répéter sa mort mit dem Charles Plisnier Preis ausgezeichnet (Belgien). Nach dem Mauerfall sind die baltischen Republiken die ersten, die sich vom Sowjetblock befreien. Kurland taucht wieder auf der Landkarte auf! Erst erscheint das Buch in « Mot à Mot », e-Verlag der Uni Lüttich, dann Ende 1997 bei Le Cormier (Brüssel). Auf der Biennale de Poesie in Lüttich 1998 lerne ich zufällig den ‘Prinzen von Kurland’ kennen. Ich fange an, Lettisch zu lernen. September 1999 bin ich auf den Poesietagen in Rīga eingeladen und Répéter sa mort empfängt den Louis Guillaume Preis für Poesie in Prosa (Paris). Ich plane eine Anthologie lettischer Poesie des 20. Jht. Die Gedichte möchte ich selber übersetzen. Ich lerne intensiv Lettisch mit Aija Priedītes Methode für deutschsprachige. Der Roman Passé la Haine et d’autres fleuves erscheint 2001 im Verlag Le Fram (Lüttich). Die zweisprachige Anthologie lettischer Poesie (lettisch-französisch) wird 2002 bei L’arbre à Paroles, Maison de la Poesie d’Amay, verlegt.


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